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Ostergeschichte

Hahn2Einst sprach der Hahn, höflich doch ein wenig gereizt, zum Hasen: “Sie sind ja wieder einmal unglaublich populär. Ich möchte endlich einmal das Jahr erleben, wo nicht Millionen von Osterkarten mit ihrem Bild verschenkt werden.”
Da traten dem Hasen die Zornestränen in die Augen. Er antwortete: “Ich danke für diese Popularität. Ja, ich pfeife auf die Popularität. Wie stehe ich denn vor den anderen Waldbewohnern da, mit einem Nest voll bunter Ostereier? Du Hahn, ich bin nur ein bescheidener Feld- und Waldbewohner und beliebt bei vielen Tieren. Doch meine Mission liegt in der Natur und besteht aus der Fortpflanzung meiner Art. Und plötzlich erfindet irgendein Mensch das Märchen vom Osterhasen. Sie wissen doch, dass daran kein Wort wahr ist. Doch mein Ansehen ist dahin und ich bin für ewig lächerlich gemacht. Mein Leben wird nicht mehr ernst genommen. Mit meinem Namen bringt nun jeder das Märchen mit dem Osterhasen und dem bunten Osterei in Verbindung.”
Darauf antwortete der Hahn jedoch: “Was wollen Sie? Die Menschen sind nun einmal oberflächlich. Die Sarah wurde nicht durch ihre Kunst berühmt, sondern durch ihre Magerheit und wird noch heute als Urbild der Magerkeit verstanden. Gorbatschow ist ein Schnaps und kein russischer Staatsmann und Henry Clay eine Zigarre. Ja, sogar Kolumbus ist durch sein Ei berühmter als durch seine Entdeckungen.
Denken Sie daran lieber Hase, dass es auch etwas Gutes hat, mißverstanden oder beschimpft zu sein, denn es ist besser als vergessen zu werden.”

(Alexander Roda Roda)