Führerschein auf Lebenszeit?

Heute so in der BZ zu lesen:

Die Passanten eines Parkplatzes in Schöneberg werden am Dienstagmittag gedacht haben, sie seien bei den Dreharbeiten eines Slapstickfilms dabei. Anlass war ein 93-jähriger Rentner (!), der mit seinem Fahrzeug gegen 14 Uhr in eine Einfahrt in der Heylstraße einbiegen wollte, um auf einen Parkplatz zu gelangen.

Da jedoch die Schranke verschlossen war, legte der Mann den Rückwärtsgang ein und setzte zurück. Statt aber auf die Straße zurückzukehren, rammte er ein geparktes Fahrzeug, das er übersehen hatte. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Wagen gegen zwei weitere geparkte Autos geschoben.

Aber damit noch nicht genug: Nun legte der Rentner wieder den Vorwärtsgang ein, verwechselte dann offenbar das Gas- mit dem Bremspedal und durchbrach die geschlossene Schranke. Anschließend überfuhr er auf dem Parkplatz das Begrenzungsgitters eines Kellereingangs und rammte frontal den nächsten parkenden Wagen. Der wiederum prallte nun auch wieder gegen ein weiteres Fahrzeug.

Die Bilanz: Eine Schranke, ein Gitter und fünf Autos erheblich beschädigt. Der Rentner blieb trotz aller Crashs unverletzt und kam mit dem Schrecken davon. Die Polizei beschlagnahmte seinen Führerschein und leitete ein Verfahren ein. Und vielleicht sollte der gute Mann mal darüber nachdenken, den Führerschein abzugeben.

Das bedient bei mir ja wieder die Ur-Ängste, wenn ich – wie gestern- nach meinem geparkten Brummer gucke. Selbst geparkte Autos sind in Gefahr. Und ich kann gar nicht zählen, wie viele ur-alte Verkehrshindernisse ich am Tag umfahre. Die fast 100jährigen, die hinterm – oder am- Lenkrad kleben. Völlig angespannt und schöööön laaaangsam, damit sie vielleicht doch auf aktuelle Verkehrsgeschehnisse reagieren können…. :ko: Gefährlich! Da wurden ja auch schon Kinder auf Fußwegen totgefahren!

Hier mal ein wenig statistisches.

Eine Kontrollfunktion einzurichten, die die Fahrtauglichkeit regelmäßig überprüft, ist finanztechnisch und logistisch nich möglich. Also bleibt nur, an die betreffenden Leute zu appellieren:

Lasst eure Autos stehen (oder gebt sie den Enkeln ;)  ) !! Auch auf euch bekannten Wegen (die ihr euch noch zutraut) gibt es immer mal aktuelle Anpassungen, Umleitungen, Änderungen der Spurführung oder Vorfahrt! Dieses alles wahrzunehmen und zügig darauf zu reagieren…. schafft ihr auch dann  nicht, wenn ihr aus einer normalen Straße eine 30er Zone erfindet. Dadurch, dass sich nun die anderen (fitten) Verkehrsteilnehmer gestört fühlen und überholen (ja! sowas gibts! ich seh euch ja dann auch immer mit der Oma daneben diskutieren…im Rückspiegel) … dann wird’s richtig gefährlich. Für uns alle!! :ko: :whaaa:

    • Bine sagt:

      Ich sehe das wie du.Viel zu gefährlich.Ist natürlich auch ein Einschnitt in die Beweglichkeit,wenn man kein Auto mehr fahren kann/darf/soll.
      Meiner Ma ist es damals auch schwer gefallen zu sagen, dass sie nicht mehr fährt. Sie ist zwar noch nicht sooo alt, aber sieht schon seit ihrer Kindheit sehr schlecht – auch mit Brille und auch operativ ist da nichts zu machen. Als ich klein war ging es wohl grad noch so, aber verschlechterte sich dann, so dass sie noch nicht mal mehr ruhigen Gewissens ihr bekannte Strecken fahren konnte. Sie fährt also nicht mehr, aber den Führerschein offiziell „abzugeben“, das will sie trotzdem nicht ;-) Ist wohl eine Kopfsache. Man könnte ja – theoretisch – im Notfall. (wers glaubt!)

    • Symm sagt:

      Das ist immer ein heißes Thema. Man muss ja immer bedenken wie man selbst im Alter behandelt werden möchte. Keiner der Renter wird sich selbst eingestehen das er vielleicht nicht mehr richtig Tauglich ist.
      Es gibt ja genug die mit 80 noch fitter sind als so mancher 60 Jähriger, um da eine Grenze zu ziehen sind die Menschen in ihren Körperlichen und Mentalen Fähigkeiten im Alter einfach zu utnerschiedlich.
      Ich weiß nicht wie es mir geht, wenn mir mal einer sagen wird, das ich mein Auto nicht mehr fahren darf. Genau wie in Jungen Jahren ist das Auto auch in Älteren Jahren ja noch ein Symbol für Unabhängigkeit.
      Ich rege mich bestimmt auch einmal täglich über den Opa mit Hut in seiner Mercedes S-Klasse auf wenn er mit 40 durch die Stadt fährt. Aber man kann eben nicht in die Köpfe der älteren Menschen schauen.
      Wir hatten einen Nachbarn, der ist auch Gefahren wie eine Sau am Schluss, immerhin war schon 85. Da hat keiner in der Nähe geparkt. Als ihm das doch der Führerschein und das Auto von den Kindern entzogen wurde, ist er schliesslich vereinsamt und auch relativ nah gestorben. Man hat immer gemerkt, das Autofahren ihm sehr wichtig war. Ob sein doch so plötzlicher Tot nun mit dem Verlust seines Autos oder einfach mit der allgemin schwächer werdenden Verfassung zu tun hat, kann ich nicht sagen.

      Bei all den Unfällen und Meckereien unsererseits sollen wir doch immer wieder daran denken wie es uns vielleicht später mal gehen wird.

    • Miki sagt:

      @Bine
      Ich finde das sehr löblich, dass sie nicht mehr fährt. Und den Lappen noch zu haben, finde ich dann auch in Ordnung. Ist eben eine Kopfsache.

      @Symm
      Daher hab ich ja an die Einsicht appelliert. Gesetze und Altersgrenzen würden dem Thema nicht gerecht werden. Aber wir sind die „Jungen“ :oops: (sehen die Küken sicher anders…) und können uns jetzt schon mit der Problematik auseinandersetzen. Schon mal drüber nachdenken, was wir dann mal machen. Die jetzigen Alten hatten sicher keine Großväter, die bis ins hohe Alter Auto fahren wollten oder konnten. Ist also nicht nur ein Appell an die jetzigen „Alten“ sondern an uns alle! Was machen wir mal, wenn es soweit ist? (Ich lasse mich von meinem Sohn rumfahren… :alien: :alien: :alien: :alien: :teddy: , der ist aber auch nur 19 Jahre jünger hihi… ich 85, er 66… öhm… :sorry: )

    • Gucky sagt:

      Ich kann mich den Gedanken von @Symm nur anschließen.
      Seit ca, 10 Jahren habe ich kein Fahrzeug mehr und bin zudem gesundheitlich angeschlagen (körperlich) sodaß auch Wege zu Fuß schlecht möglich sind.
      Zudem sind hier „auf dem Lande“ die öffentlichen Verkehrsmittel unter aller Sau. D. h. sie fahren nur sehr spärlich und nur während der Arbeitszeit (und kurz davor und danach).
      Ich habe einen Führerschein und fühle mich durchaus noch fit genug ein Auto zu fahren. Nur kann ich mir keins leisten. Das ist natürlich eine andere Geschichte.
      Sogar einen Personenbeförderungsschein (Taxischein) hatte ich bis vor einiger Zeit. Den habe ich allerdings nicht verlängren lassen weil es für meine Verhältnisse viel Geld kostet (Gebühren) und ich mangels einer dementsprechenden Arbeit keine Notwendigkeit dafür sah.
      Und ich bin zwar keine 93, befinde mich aber auch schon im Herbst meines Lebens.

    • Felix sagt:

      Was ich da heute wieder erlebt habe!

      Berlin – 3 spurige Straße – Renault gesteuert von alter Omi in gelb (wenigstens nicht zu übersehen) und auch noch Provinzler – fährt die ganze Zeit bei erlaubten 60 auf der Mittelspur(!!!) 45 und merkt nicht, wie sich rings um sie herum eine Blechlavine bildet… furchtbar :ko: :sick:

    • Miki sagt:

      @Gucky
      Nach 10 Jahren Abstinenz müsstest du sicher ein bissel „üben“, aber warum nicht? Es gibt ja auch Leute, die machen den Lappen, aber fahren „können“ tun sie doch nie. Ist wohl eine Typfrage.

      @Felix
      Das ist dann wohl der Mut der Verzweiflung! :sick: Oder einfach Ignoranz. Spektakuläre Farbe. Irgendwie sind mir solche Omis trotzdem sympathischer als die Schmidtmützenopas in Skodas …. :ko: mit böse guckenden Omas daneben…

    • Sascha sagt:

      Wobei die von dir verlinkte Statistik ja eigentlich zeigt, dass regelmäßige Tests ab einem gewissen Alter nichts zu bringen scheinen. Jedenfalls ist die Anzahl der Verkehrstoten in Ländern, in denen die Fahrer ab einem bestimmten Alter regelmäßig kontrolliert werden nicht signifikant besser (nur ein wenig „auf der Insel“), sondern oft sogar deutlich schlechter als in Deutschland. Zumindest bei den Staaten, bei denen eine entsprechende Angabe der Verkehrstoten existiert.

      Aber so ist das ja immer mit Statistiken, da kann man wunderbar mit Zahlen jonglieren, ganz so, wie man das Ergebnis gebrauchen kann :D

    • Miki sagt:

      @Sascha
      Ich glaube auch nicht, dass die Statistik hilfreich ist. Man müsste etwas tun, um die Selbstwahrnehmung der Betroffenen zu schärfen, am besten noch, ohne diese bloß zu stellen. Es ist sicher schwierig, eine Einsicht zu finden und auf gewohnte und geliebte Dinge zu verzichten. Hoffentlich werd ich da mal nicht zickig später… also in 40 Jahren Zeitung lesen! :twisted:

    • Symm sagt:

      Hab mir die Statistik mal angesehen und ich vertrete weiterhin den Standpunkt das eine Altersgrenze Unsinn ist. Dafür sind die Menschen zu verschieden.
      Gut man kann wie in einige Ländern schon mit um die 50 anfangen. Aber ich glaube meine Eltern die nun beide 50 sind würden sich bedanken wenn sie jetzt zu einer Kontrolle müssten.

    • HansdasJo sagt:

      Ach ja, Leute, jeder Autofahrer ist sich doch selbst der Liebste, oder? Verallgemeinern, am Alter, Kopfbedeckung oder gar Autotyp festmachen sollte man da am besten wohl gar nichts. Kommt immer sehr selbstherrlich und arrogant rüber.

      Lösungen müssen inidividuell sein und das körperliche Beeinträchtigungen am Steuer nichts verloren haben, ist ja wohl klar. Aber wenn es darum geht, Unfallhäufigkeit am Lebensalter festzumachen, dann kann ich nur jedem einsichtigen Opa, der vernünftiger Weise nicht mehr selbst fahren will, davon abraten, sich von den Enkeln unter 23 rumfahren zu lassen. Die Unfälle, die die gemäß Statistik verursachen, kriegt er auch selbst hin.

      Kürzlich sah ich in einem Magazin einen Unfallvergleich zwischen sehr alten und sehr jungen Fahrern, der unter dem Strich ergab, dass Routine und lebenslange Fahrerfahrung Wunder wirken können und jugendliches Draufgängertum weit mehr Schaden anrichtet als langsames Rumzockeln. Wer sich davon dann provozieren lässt und weil er ja so jung und dynamisch ist riskante Überholmanöver startet, ist auch ein Unfallrisiko. Also das beste ist immer noch Einsicht, wie viele hier ja auch schreiben. Eine gewisse körperliche Kontrolle wie z.B. Sehtests halte ich aber trotzdem für angemessen.

    • Miki sagt:

      @HansdasJo
      Du hast natürlich recht, alles individuell. Ich würde mich aber von meinem Sohn (23) bis sonstwo fahren lassen (und wenn die Versicherung nicht zicken würde auch mit meinem Auto) und bei meinem Vater (73) würde ich nicht mal einsteigen.

    • HansdasJo sagt:

      Bei mir ist es ungefähr ausgewogen mit dem Vertrauen ins Fahren verteilt auf Sohn (auch 23) und meinen Vater ;) Meine Versicherung erlaubt Fahrer unter 25 und über 65 immer dann ohne Zuschlag, wenn sie mit mir verwandt sind. Musste aber bei Abschluss keinen Gentest machen lassen :smile:


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