Ich will Miki spät abends schön nach Hause bringen und brumme so durch die Gegend. Eine Mitfahrerin hatten wir schon ausgesetzt und eigentlich sollten es nun nur noch 18 Minuten sein…sagt TomTom.
Pirat am anderen Telefon-Ende wartet schon sehnsüchtig auf Miki und ich mache mir schon Gedanken, wo ich heute Nacht stehen werde, hab ja ein paar Auto-Lieblings-Kumpels, die dann auch was zu erzählen haben.
Auf einmal, ich konnte so schnell gar nicht gucken- hab’s nur ganz kurz angeleuchtet- ein riesiges Vieh! Noch nie gesehen vorher! Ich knalle voll dagegen, alles knirscht und splittert…. Hab mich doll erschrocken. Miki bremst mich gleich, aber eigentlich hat das Wildschwein (das hör ich dann in den Gesprächen, ein Wildschwein also…aha…) mich schon total gebremst. Miki fährt mich auf einen Rasen-Randstreifen, zwei Räder stehen aber noch auf der dunklen Straße. Ich blinke hektisch mit allem, was bei mir blinken kann. Und versuche mich auch umzugucken, wo ist denn das Ding hin? Auf der Gegenseite haben zwei Autokumpels angehalten, die blinken jetzt auch, gut, dann sieht man schon mal von weitem, dass hier irgendwas los ist. Ich hör immer ein Knirschen und Splittern, manno…die vorbeifahrenden Autokumpels fahren alles, was mir abgefallen ist, gnadenlos platt. *Grmpf* Is aber auch duster hier! Miki geht erstmal ein Stück zurück, sucht das Schwein, telefoniert mit der Polizei, die beiden netten Zeugen bringen mein kaputtes VW Emblem (ist auch schon mindestens einer drübergefahren…Banausen!) und mein Nummernschild.
Dann kommen alle drei zu mir und gucken mich vorne an. Miki kriegt Kulleraugen…was’n…so schlümm? Bin ich ganz schlümm kaputt?? Sie probiert die Lampen aus, ich hab nur noch Standlicht drauf…. Ich kann nicht mehr fahren! Auweia! Wie kommt nun Miki nach Hause, muss ich hier stehen bleiben…auweia!!
Ich mach mir auch Sorgen, Miki springt immer auf der Straße rum, aber sie hat eine weiße Hose an und ist gut zu sehen. An die Warnweste, die hinten auf meinem Rücksitz liegt, denkt sie nicht…ts,ts…
Das Schwein ist tot, sagen die Männer, Miki telefoniert nun nicht mehr mit der Polizei, sondern mit jemand anders. Da geht es immer drum, wer mich holt und wohin ich gebracht werden könnte.
Die Männer leuchten der nächsten Straßenbahn, die gleich nach dem Stück Rasen, auf dem ich stehe, ihre Gleise hat. Da liegt das Schwein. Aber die Bahn kann fahren, das arme Wildschwein liegt genau daneben. Das hätte sonst noch mehr „Spass“ gegeben.
Dann kommen so Blaulicht-Autos. Gleich zwei. Stellen sich so um mich rum, dass mir wirklich nichts passieren kann. Miki wird ausgefragt, Papiere gehen hin und her. Die Polizeier setzen sich in ihr beheiztes Auto, Miki steht draußen und friert. Sie traut sich nicht, mich anzumachen. Aber die Polizei will warten, bis ich „weg“ bin. Weg?? Wie jetzt… wohin…und wie?? Dann kommt noch ein weißes Auto. Der Mann, der aussteigt interessiert sich gar nicht für mich, nur für das (tote) Schwein. Mehrere Männer hieven es in das weiße Auto. Miki geht auch noch mal hin und sagt zum Schwein „Es tut mir leid.“ Der Förster (aha) guckt sie an, als hat SIE ein Rad ab…
So, Schwein weg, ich steh noch hier rum. Miki friert. Aber endlich kommt ein gaaaanz dickes Auto. Ein netter Mann springt raus, spricht mit der Polizei, die sperren die Straße kurz komplett, einer steht vor mir schräg, einer weit hinter mir. Ätsch! Ich sehe Auto-Kumpels vor der Sperre wenden. Meine Güte, dauert doch nicht lange!
Ich werde an den Rädern an so Strippen befestigt und mit so einem Galgen-Ding auf das Riesenauto hinten drauf verfrachtet. Das wackelt! Aber so geht’s dann gleich los, Miki krabbelt vorne mit rein und wir fahren los. Da drinnen wird auch telefoniert und so, Miki nickt, guckt immer wieder zu mir nach hinten.
Nach einer halben Stunde Fahrt (ist das komisch…so gefahren werden…) kommen wir auf einen großen Hof mit vielen Autos. Miki verschwindet im Büro. Als sie wieder rauskommt holt der Fahrer vom dicken Auto noch die TomTom Halterung aus mir raus und Miki fährt mit einem silbernen Golf-Kumpel weg! Miiiikiiiiii!! Brumm!!
Ich werde abgeladen und zu anderen kaputten Auto-Kumpels geparkt. Oje, oje… hoffentlich wird’s bald hell, dass ich mich mal richtig umgucken kann.
Am 3. November hatte ich schon ein bissel Angst. Nix passiert. Keiner guckt. Stehe so rum und weiß nicht, wie es weiter geht.
Am nächsten Tag freue ich mich, als ich den silbernen Golf-Kumpel mit Miki drin sehe. Sie hat sogar einen Schüssel zu dem Tor, hinter dem wir abgestellt sind. Sie erzählt mir, dass heute noch jemand gucken kommt, der alles anguckt, was kaputt ist. Sie macht Fotos- eins davon kennt ihr ja– und räumt noch ein paar Dinge aus mir raus, Sonnenbrille und so. Strickjacke, Decke, meine 3 Rüsselratten-Freunde lässt sie da und sagt immer wieder, dass alles gut wird. Dann fährt sie wieder weg…. In dem silbernen Golf-Kumpel muss sie selbst schalten… naja…
Später kommt wirklich noch ein Mann zu mir und beguckt alles, macht ganz viele Bilder.
Dann kommen zwei doofe Tage. Kein Mensch zu sehen, nix los hier. Hat Miki mich nun vergessen??
Aber am Montag kommt wieder ein dickes Auto. Und holt mich ab. Miki ist zwar nicht dabei, aber es wird wohl ok sein. Ist schon komisch, so von oben auf meine ganzen fahrenden Kumpels zu gucken. Oft rutschen sie noch schnell vor „meinem“ dicken Auto auf „meine“ Spur. Tja, sowas mache ich auch manchmal… öhm… wenn ich (wieder) fit bin… Und dann bin ich in dem Autohaus gelandet, wo mir schon mal der Sportauspuff rangebaut wurde. Da war ich aber froh. Da gab es auch kaputte Kumpels. Konnten uns viel erzählen. Am Mittwoch war Miki auch „da“, aber sie haben sie nicht zu mir gelassen. Gemein. Ich hätte mich sooo gefreut…
Und so wurde ich da umsorgt, geschraubt, gebaut, lackiert…. war ich froh… werde wieder fein gemacht…werde wieder heil… Ich kam mir ja auf dem komischen Hof ganz verlassen vor…
Allerdings hätte ich schon eher nach Hause gekonnt, wenn nicht eine Fliege (!) über den frischen Lack marschiert wäre! Grmpf.
Ja, und nun bin ich wieder fein. Guckt:
Miki hat sich doll gefreut, mich wieder zu haben. Mit dem silbernen Golfkumpel war sie ja auch einigermaßen zufrieden gewesen. Den musste sie aber nach 7 Tagen abgeben. Dann hat sie einen Audi A1 gehabt, ein winziges zweitüriges Ding, welches mehr Sprit gefressen hat, als ich (mit meinen 170 PS!). Also hab ich wirklich ein feines Brumm-Ding unter der Haube. Und sie hat mir erzählt, das Ding ging an der roten Ampel immer aus… und beim ersten Mal hat sie sich noch doll erschrocken, da sie nicht vorgewarnt wurde. Auch komisch, kein Parkpilot aber Start-Stop-Automatic… ts,ts… Angeber!
Allerdings gab es beim Abholen auch noch ein paar Probleme. Erst hat alles geklappt, ich wurde gezeigt, beguckt, die Papiere übergeben und ab. Pirat war mit und aus gegebenem Anlass- und weil es auf dem Weg lag- sollte Felix eine leckere Lauch-Käse- Suppe und ein paar Stücken Geburtstags-Creme-Torte „geliefert“ bekommen. Diese Leckereien waren also schon im Leihwagen mit, verantwortlich: Pirat. Den Weg kenne ich ja, aber wir mussten umdrehen! Lüftung und Heizung gingen nicht…!! Nun war im Autohaus schon Feierabend, der Kundenfernseher wurde schon mal ausgeknipst, an mir wurde hektisch geschraubt, Miki auf 180! Ein Wunder, dass nicht auch Licht ausgemacht wurde, die Mitarbeiter am Empfang machten demonstrativ Feierabend. Aber das wichtigste: der Fehler wurde gefunden, ich konnte endlich dort weg.
Nun waren Suppe und Torte also auch in der Werkstatt gewesen, im Beifahrerfußraum, ein bissel besorgt war Miki schon. Und bei Felix stellten Pirat und Miki dann fest, dass die (auf dem Deckel eines normalen tupperähnlichen Gefäßes STEHENDE und die eigentliche „Schüssel“ als Deckel nutzende) Torte inzwischen mehrere Drehungen hinter sich hatte, da der Pirat das vermeintliche „falschrum“ immer wieder korrigierte. Die letzte schwungvolle Drehung verpasste ihr die entsetzte Miki vorm Fahrstuhl, als Pirat pflichtbewusst das Gefäß „richtigrum“ präsentierte. Als dieser wiederum über seinen Irrtum aufgeklärt wurde, beschallte er den Aufzug – und damit wohl das ganze Haus- mit einem herrlichen, lauten, ansteckenden Lachen, in welches dann auch eingestimmt werden konnte. Salto Tortale. Auch nicht schlecht.
Und so bin ich wieder in Miki‘s turbulentem Leben angekommen.
PS: Dafür sah die Torte noch ganz gut aus, hat’s denn geschmeckt, Felix?
Super Beitrag, Brummer! Du kannst ja richtig gut erzählen.
ich konnte teilweise echt mit dir mitfühlen. Aber jetzt ist ja alles wieder gut. Und denk nächstes Mal dran…gerade im herbst und frühjahr fliegen die schweine tief
Das war ja wirklich ein aufregendes Erlebnis bis hin zur drehenden Torte Mann o Mann Aber Ente gut, alles gut, nicht wahr? Dann jetzt wieder weiterhin gutes, vorsichtiges und unfall-wildschwein-freies Fahren!
Na da is der Brummer ja jetzt wieder heile Jetzt aber mit Autohaus-Nummernschild vorne
PS: Die Torte ist noch da
Toll Brummer, war ja eine harte Bewährungsprobe! Nun laß dir nix mehr quer kommen.
Fein, dass du wieder flott bist!!
Ein schöner Erlebnisbericht vom Brummer…
Aber ich finde es auch wichtig – obwohl ein kaputtes Auto auch nicht soooo lustig ist – daß keine Menschen zu Schaden gekommen sind. Man hört ja immer die schauerlichsten Berichte von Wildunfällen.
Vielleicht war es gut, dass du keine Zeit hattest, eine Entscheidung zu treffen. Denn viele machen den Fehler und versuchen auszuweichen. Und dann wird es erst richtig schlimm !
@Bine
Brummer fährt gaaanz vorsichtig, aber viel „machen“ kann man nicht mehr, wenn solch ein Vieh erstmal den Weg kreuzt…
@Gesa
Danke! Wir geben uns Mühe!
@Felix
Ich besorge aber noch eine Auto-Stadt-Halterung! (Ich muss mal gucken, ob die hinten auch ihre rangebastelt haben!)
@Mikmups
Brumm!
@Gucky
Ich weiß auch nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, gegen solch ein Teil zu brettern… entspricht ja nicht den Ur-Instinkten. Ich war auch sehr froh, dass der Gegenverkehr keine Fehler gemacht hat!
hallo brummer, schön dich so zu sehen. sag miki, ich freu mich und du kannst gern auch einen neuen artikel schreiben, das machst du sehr gut
„Och, was für ein langer Artikel“, dachte ich erst (mit dem Wissen, dass es bei mir teilweise noch längere auszuhalten gibt ;-)). Aber ich freue mich, ihn gelesen zu haben; ist sehr sehr humorvoll und lieb geschrieben – und zu wissen, dass es deinem Brummer nun wieder gut geht, macht mich ebenfalls glücklich. =)
@Ein_Sternchen
na mir ist lieber, Brummer erlebt nichts aufregendes in der Art…. mehr… aber wenn mal was ist, darf er auch wieder berichten Vielleicht lasse ich ja auch mal wieder was nachrüsten, was er stolz zeigen kann
@Lichtschwert
Ja, Brummer konnte gar nicht aufhören… war aber auch ein aufregendes Erlebnis