Die Magie des Lesens und Lebens [abc- etüden]

Unzählige Bücher hat sie in ihrem langen Leben gelesen. Einige mehrmals, sie mag das Erstaunen der sich im Laufe des Lebens verändernden Sichtweise. Manches 2. Mal war enttäuschend und andere voller neuer Erkenntnisse und Einsichten. Mit der Verfilmerei kann sie sich nicht anfreunden, immer wieder fühlt sie sich anschließend um ihre eigenen Bilder betrogen, wurden diese doch dann vermischt oder gar überlagert. Dabei ist die Freiheit des Lesens ja auch, den Akteuren die „eigenen“ passenden Gesichter und Körper zuzuordnen.

Inzwischen erzählt ein Buch auch mehr Geschichten, als die Geschriebene. Sie erinnert sich daran, wie jung sie und klein die Kinder waren, als sie es das erste Mal las. Wie sie dem anstrengenden Tag ein paar Minuten Lesefreiheit abrang. Um dann todmüde einzuschlafen.

Heute hätte sie Zeit. Aber die Augen sind nun doch schon altersschwach. Brille und moderne Behandlungsmethoden sind an ihre Grenzen gestoßen. Nach wenigen, anstrengenden Seiten hüpfen ihr die Buchstaben fort.

So legt sie liebevoll eines ihrer schönen Lesezeichen in das Buch, schließt es und behält es im Arm. Und denkt. Ihr eigenes Leben, ihre Fantasie und die Vielzahl der gelesenen Bücher verschmelzen in ihren Gedanken zu einer schönen Geschichte. Und so fühlt sie, dass sie einen Schatz in sich trägt; gelebtes vermischt sich mit gelesenem.

206 Wörter

Das ist mein Beitrag zu den abc.Etüden von Christiane. Maximal 300 Worte, diesmal um diese Begriffe drumrum: Lesezeichen, altersschwach, hüpfen.

    • Christiane sagt:

      Bücher, die ich liebe, lese ich öfter als einmal. Ich gehe inzwischen so weit, dass ich sage, dass ich kein Buch behalte, das ich kein zweites Mal lesen möchte. Ausnahme sind vielleicht Sachbücher, da möchte ich einfach viele nicht missen, aber für Belletristik gilt das auf jeden Fall. Ja, das beugt Platzproblemen vor, aber nicht nur deswegen.
      (Schön, dass du wieder mit dabei bist!)
      Liebe Grüße
      Christiane

      • Miki sagt:

        Ich lese wenige Bücher mehrmals und wenn doch- erkenne ich sie kaum wieder :grin: Das liegt wohl daran, wie man sich selbst verändert, denn die Buchstaben haben ja lebenslänglich. Das finde ich schon faszinierend. Aber manch magischer Moment des ersten Lesens ist beim 2. Mal einfach nicht wiederholbar. Ich denke da an den letzten Satz von einem Märchen von Wilhelm Hauff: „Ich bin der Räuber Orbasan“. Diesen Schauer, der mir da über den Rücken gelaufen ist, werde ich nie vergessen. Allerdings war ich da ein Kind. Ist eine schöne Erinnerung. Will ich nie wieder lesen, kann mich nur enttäuschen.
        Viele Grüße!

    • wortgeflumselkritzelkram sagt:

      Was für ein schöner Text. Und ja – Bücher :-) Ich sehe es ähnlich wie Christiane: Wenn ich sie mind ein zweites Mal lesen möchte/würde, dann bleiben sie – ansonsten habe ich ja meinen wundervollen Bücherschrank vor der Tür und kann sie weitergeben.
      Noch etwas anderes: ich würde dir gerne folgen, finde aber nix zum anklicken oder so ….. übersehe ich etwas? Liebe Grüße Sabine

      • Miki sagt:

        Danke, es freut mich, dass du deine Wörter gut untergebracht siehst :smile:
        Mit dem folgen … das gibt es hier nicht. Man kann den RSS Feed abonnieren, das ist irgendwie aus Zeiten, als jeder ein anderes CMS Tool verwendet hat, das Folgen geht dann nur mit WP- Account? Ich kann euch da auch nicht folgen (oder sehe keinen Sinn darin, weil ich Blogs abonniere). Aber ich frag mal meinen Admin, ich sehe ihn morgen.
        Viele Grüße!

    • Nicole sagt:

      Gerade im vergangenen Jahr habe ich ein von mir sehr geliebtes Buch ein zweites Mal gelesen (nach einer Zeitspanne von 20 Jahren) und ich war so enttäuscht. Tja, Frau entwickelt sich weiter und dann passen manche Geschichten einfach nicht mehr.
      Liebe Grüße
      Nicole

      • Miki sagt:

        Ja, da halten die Bücher manchmal nicht Schritt. Ich lese nicht mehr mehrmals, das hab ich schon zu oft so erlebt…und war enttäuscht.
        Viele Grüße!


    Kommentare geschlossen.