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Makaber oder das Leben?

Neulich in einer Augenarztpraxis, ich sitze nah am Empfangs- Thresen, Frau Doktor will mich dann kurz reinnehmen (nicht als Patient).

Plötzlich ruft die am Thresen arbeitende Arzthelferin ihrer Kollegin im Behandlungszimmer zu: „die 11.10 Uhr kommt nicht, die ist schon tot!“ und wendet sich wieder ihrer Arbeit zu. Das „11.10 Uhr- Loch“ bekomme offenbar ich.

Davor hab ich aber noch Zeit, darüber nachzudenken. Die Ungerührtheit der (sehr netten, zu den lebendigen sehr herzlichen) Arzthelferin lässt mich vermuten, dass das öfter vorkommt. Aber wer zur Hölle erlebt seinen Augenarzt- Termin nicht? Was für ein Schicksal verbirgt sich dahinter? Wieviel Frevel und wie unmenschlich ist es, dass ich unter meiner Maske ganz kurz grinsen musste, weil es so skurril klang?

Zur Erläuterung; das Klientel in Augenarztpraxen ist allgemein sehr alt, der graue Star zum Beispiel erwischt (fast alle) in hohem Lebensalter. Das fast alle in zweierlei Hinsich; fast alle Betroffenen sind älter und es erwischt (uns) fast alle.

Während ich noch grübel, kommt eine ältere Dame rein; die Maske verdeckt das halbe Gesicht und die obere Hälfte ist auch fast weg wegen einer Augenklappe (nach Star- OP). Die Arzthelferin begrüßt sie freundlich mit Ihrem Namen. Patientin staunt: „Sie haben mich erkannt?“ (Lacht). Ich: „Ein Auge guckt doch noch raus!“ (Lachen). Arzthelferin: „Und die Frisur guckt auch raus!“. Patientin: „Frisur??“ (Lachen). Denn sie hatte noch keinen Friseurtermin erwischt.

War irgendwie lustig. So ist das Leben.
Ich geh mich mal kurz schämen.

ein Tag

Fast immer muss ich ihn vermissen.
Lieg allein in meinen Kissen.
Steh alleine auf.
Der Tag nimmt seinen Lauf.

Die erste Frage, die mich erwischt:
Zieh ich was rotes an oder nicht?
Besser grün, mit passendem Schal?
Jeden Tag dieselbe Qual.

Inzwischen ist der Kaffee fertig,
Computer ist mein Fenster zur Welt.
Die Wetterseite zeigt mir artig,
mein Outfit ist leider falsch gewählt.

Naja, ich bin ja flexibel,
die 2.Wahl ist dann nicht übel.
Kaffee schlürfen, Computer glotzen,
der Trägheit muss ich irgendwie trotzen.

Also raus aus der Hütte,
ab durch die Mitte.
Auf in den Kampf im Straßenverkehr,
die anderen Autos stören doch sehr.

Schon wieder ein Skoda, drin Opa mit Hut,
schleicht vor mir her, da krieg ich Wut.
Doch seh dort vorne eine Lücke,
schwing mich rein mit List und Tücke.

Die Ampeln sind sehr gerne rot,
Geschwindigkeitskontrolle droht.
Also siegt doch der Verstand,
sonst wächst der Flensburg-Punkte-Stand.

Und irgendwann bin ich am Ziel,
ein Parkplatz muss nun her.
Drei Runden suchen ist nicht viel,
halb im Verbot, so steht er.

Beim nächsten Mal da parkt er richtig,
der Termin auch mächtig wichtig.
Termine, Tour, Telefonate ohne Pause,
endlich fertig- ab nach Hause!

Einkauf wird zwischendurch erledigt,
der Briefkasten böse Ahnung bestätigt.
Heizung und Computer an,
und dann an den Schreibtisch ran.

Im besten Fall ein wenig Sport,
jagt so manche Wolke fort.
Danach wie neu und richtig fit
mach ich jede Schandtat mit.

Dann wird sich doch glatt noch beschwert,
erst dachte ich, hab mich geirrt.
Aber nein, was für ein Schock,
wird angemahnt ein neuer Blog!

So endet der Tag wo er begann,
die Nase am Computer dran.
So ähnlich ist’s fast täglich,
das find ich ganz erträglich.

Etwas anders kann es sein,
verbringt den Tag man nicht allein.
Doch für hier und heute,
soll’s genug sein, Leute!

Schnell will ich nur noch sagen,
kein Tag ist mehr wert von vielen Tagen.
Jeder einzelne macht Sinn,
steckt doch ein Teil unseres Lebens drin.

Miki