Schlagwort: beerdigung

Danke für mein Leben

Heute nun ist mein Vater beigesetzt worden.

Schon mit seinem Tod ist bei mir so ein angenehmer Frieden eingezogen. Es gab Wut, Vorwürfe und Enttäuschung von meiner Seite, aber das konnte ich ablegen. Jeder tut alles eben so gut, wie er kann.

Der Redner hat sich auch Mühe gegeben, aber viele Lebensjahre und Etappen zusammen zu fassen und jedem gerecht zu werden, wäre auch ein Kunststück. Was aber bei mir angekommen ist und ich heute auch annehmen kann ist das „Danke für mein Leben“.

Die Zeremonie war sehr schön. Durch die Umstände konnten nicht alle, die wollten, persönlich erscheinen, Beherbergungsverbot etc…. Trotzdem waren einige da, Freunde, Weggefährten…
Seine Lebensgefährtin hat alles organisiert, hat sie gut gemacht.
Das Wetter war auch toll. Und wenn man irgendwo hätte einkehren können, wären sicher noch viele schöne Geschichten und Anekdoten aufgewärmt worden. Das war schade. Aber eben nicht zu ändern.

Nun hab ich auch wieder einen Ort, an dem ich ihn jederzeit besuchen kann. Brauche ich nicht wirklich, aber ich gehe sowieso gern über Friedhöfe, sie beruhigen mich.

Schlaf gut, Papa. Oder mach das, was man da so macht, wo du nun bist und wir alle auch noch hin kommen… Hauptsache es macht Spass!

Die Zeit läuft … ab ..

Heute vor 33 Jahren ist ein Untermieter bei mir eingezogen. Diabetes mellitus. Wir kommen aber ganz gut zurecht.
Das wollte ich gar nicht schreiben. Passt aber irgendwie, die Zeit läuft ja auch. 33 Jahre ist ja auch schon ganz schön lange. Nächstes Jahr sind es dann 2/3 meiner Lebenszeit, die ich süß bin. 1x 17 ohne süß, 2x 17 mit. Nun ja.

Schreiben wollte ich aber das hier:

Wenn man fast 100 Jahre alt geworden ist und zur Beerdigung laufen nur 4 Menschen hinterher ist man entweder zu alt geworden oder hat was falsch gemacht.

Nun gut… falsch. Keine selbst- gemachten Kinder. Wobei einem in solch hohem Alter schon wieder passieren kann, dass diese schon tot sind. Freunde und Weggefährten haben sich da meist auch schon verabschiedet.

Der Opa vom Pirat hatte dessen Oma geheiratet, als seine Mutter ein junges Mädchen war. Ich denke, da war er noch recht jung, Pirat kann das nicht genau benennen. Er war für ihn sein Opa, mit Besuchen in den Ferien, Ausflügen und einigen amüsanten Geschichten, auch als der Pirat noch zur See fuhr. Leider ist seine Oma Ende er 80er Jahre gestorben. Und Opa hat sich eine neue Lebensgefährtin gesucht. Diese hatte (große) Kinder, durch die Piraten- Mutter wurde das Verhältnis schwierig (lange Geschichte, sie hat es dem Opa aus egoistischen Gründen schwer gemacht, schon zu Zeiten, als er in ihre Familie kam und nach dem Tod ihrer Mutter hat sie ihn für Dienstleistungen annektiert). Jedenfalls wurde der Kontakt sehr ausgedünnt.

2015 hatte der Opa wieder Pech, auch seine zweite Frau starb. So habe ich ihn auch erst kennengelernt, weil sich der Pirat ein bissel mehr einbringen wollte. Das war kurz vor dem Tod der Piraten- Mutter. Er war auch einer der wenigen Begleiter auf deren letzten Weg.
Mehrmals waren wir mit ihm essen und er hat auch unser gemeinsames Zuhause gesehen, hat uns hier besucht. Aber wir haben nichts weiter für ihn getan, er hat sich nie gemeldet und sagte, die Kinder seiner Frau würden sich kümmern, inklusive einem täglichen abendlichen Anruf vorm Zubettgehen, was ich sehr schön fand. Er war in dem hohen Alter in seiner eigenen Wohnung, 2. Etage ohne Fahrstuhl und ging noch raus.

Doch wie es absehbar war haben ihn Ende letzten Jahres die Kräfte verlassen. Aus seiner eigenen Wohnung heraus ist er ins Krankenhaus gekommen und nach einer Woche- am 13.12.2019 hat er die Augen für immer geschlossen.

Heute war die Beerdigung. Pirat sagte gerade eben – er weiß nicht, was ich hier schreibe- er fand die Situation skurril.

Wir wollten uns mit den „Kindern“ (älter als wir) um 10 Uhr am Friedhofstor treffen und dachten so: sich schnell vorstellen (ich kannte sie nicht), kleiner Schwatz und um 10.30 Uhr oder so geht es los. 5 vor 10 waren wir da und guckten in die Runde, da stand schon ein sportlich gekleideter Friedhofsmann da und begrüßte gleich mit Handschlag eine Frau und einen Mann, die hinter uns durchs Tor stürmten. Dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass „sie“ das sind. Zwei Leute, wo sind deren Kinder, für die der Opa der Opa war?? Ein förmlicher Handschlag, der eine Friedhofsmann radelte davon. Da stand ein zweiter Friedhofsmann (sorry, mir fällt keine passende Bezeichnung ein) mit einem spillrigen Wagen a la Rollator (sah wirklich ein bissel so aus) und da war eine Urne drauf.
Und das war schon der Opa! Er bat uns, ihm zu folgen und schon ging’s los.
Die beiden, dahinter wir beide. Die „Kinder“ mit einer einzelnen, winzigen Blume, wir jeweils mit einem Handstrauß.

Ewiger Marsch, vorneweg das klapprige Alu- Wägelchen. (Wenn man nur sowas insuffizientes hat- wie wäre es mit würdevollem Tragen?)

Die Urne wurde herabgelassen, der Friedhofsmann faselte 2 Sätze, a la „wir sind nicht tot, wenn wir tot sind, sondern erst, wenn wir vergessen sind“ (…..) Note: er hat sich bemüht… und schon war der Opa versenkt. Die beiden „Kinder“ sind gegangen, wir hatten noch 2 bis 3 Sätze ausgetauscht, nur belangloses Zeug, obwohl mich andere Dinge interessiert hätten und weg waren sie. Und ich schielte rüber zu „Opa“. Er liegt auf der grünen Wiese und heute ist 10 cm neben ihm gleich der/die nächste eingezogen, denn der Onkel („er hat sich bemüht“) und noch eine Frau kleideten gerade das nächste Loch mit grünem Kunstrasen aus (das eben noch in Opas Loch war). Die Schale mit „Opas Sand“ blieb gleich stehen, noch Rosenblätter dazu, der nächste bitte!

Das wollten wir nicht mehr sehen und sind abgehauen.

Das meinte der Pirat wohl mit skurril.

Aber immerhin: bei schönstem Sonnenschein konnten wir uns von ihm verabschieden. Ein langes Leben hat sich vollendet.

Tschüß Opa!

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Nachtrag: trotzdem beschäftigt mich: Wenn man über 25 Jahre in einer Familie verankert war, der (fürsorgliche, verlässliche) Mann der Mutter, der Opa für die Enkelkinder war, warum erscheinen zur Beisetzung nur die „Kinder“, völlig ohne Anhang? Wir fühlten uns eher lästig (vielleicht weil ihnen dadurch das traurige Schauspiel bewusst wurde?). Was sind das für Menschen?

Mir wird auch klarer, warum der Kontakt so war, wie er war. Damals haben die Mutter und diese Kinder den Piraten und dessen Mutter gedisst, weil sie sich als „was besseres“ fühlten. Nachdem auch da (bei den Kindern) im Leben nicht alles so bilderbuchmäßig lief, milderte sich das wohl ein bisschen. Aber das gestern- passt schon.

Schämt euch! Oder versteht ihr besser neu-deutsch: Fickt euch! Und eure Kinder?? Sind wie ihr, aha. Eure gerechte Strafe, aber auch ihr werdet mal beerdigt….vielleicht.

Sorry, aber ich bin wirklich wütend. Wütend, dass ein Herr Dr. Sowieso und eine Frau Hochnase -irgendwas -studiert sich so arm verhalten. Das ist Dankbarkeit und Achtung nach 25 Jahren. Ein würdigeres Verhalten wären sie mindestens ihrer Mutter schuldig gewesen.

Finde ich.