Wer diesen Job eine Weile gemacht hat, der kann (besser vorher schon, aber spätestens hinterher ;-)): Auto fahren + einparken, Ofenheizung bedienen, Raubtiere wie Hunde, Katzen und Graupapageien bändigen, über Zäune klettern, sich schnell ducken, alte starrsinnige Leute zu zweckmäßigen Handlungen überzeugen, sich meterlange Einkaufslisten merken, im Dunklen sehen, Riechorgan abschalten, geile Opas in Schranken weisen, Kohlen schleppen, Treppen steigen (!), Haushaltskleingeräte reparieren, mit mittelalterlichen Teilen Staub saugen, in jeder Lebenslage improvisieren…. die Liste kann man beliebig verlängern… es ist also eine Schule für’s Leben und harte Arbeit obendrein. Die fachfraulichen Tätigkeiten, die eine Krankenschwester hauptsächlich tun sollte fehlen hier bewusst, diese haben auch keinen großen Unterhaltungswert.
„Feuerhaken-Opa“ hab ich für mich einen Opi genannt, der noch aus Nachkriegszeiten in einer Behelfsbehausung ohne WC und Bad an sich, ohne Gas- oder E-Herd (wirklich!) lebte und dort (in Berlin- Köpenick) offenbar auch seine Kinder großgezogen hat. Wenn ich zum Mittagseinsatz kam und die beiden insuffizienten Öfen nicht richtig losgelegt haben, kam mir schon der Feuerhaken entgegengeflogen (schnell ducken!!). Ihn hat die Firma dann in einem Winter aus Kältegründen in ein Heim verbracht, eigentlich vorübergehend, er ist aber dann dort geblieben und fühlte sich – nach eigenen Angaben- wie im Paradies.
Bei einer Omi stand ich einmal mit Regenschirm IN der Küche, weil ein Wasserrohrbruch so schnell nicht repariert werden konnte, und essen muss ja schließlich sein. Meine Schuhe waren anschließend allerdings ein hoffnungsloser Fall. Bei derselben Omi übrigens hat vor der Haustür zu meinem Erstaunen ein hellbrauner Marder seine kostenlose Mitfahrgelegenheit (MEIN AUTO!) verlassen.
Einem Opi hab ich, weil er mir permanent in den Ausschnitt glotzte, eines Tages eine Lupe mitgebracht und ihm gesagt, dass er DAMIT vielleicht was zu sehen kriegt… zum einen hat es aufgehört und zum anderen haben wir oft gemeinsam darüber gelacht…
Bei einer Patientin ging per Bewegungsmelder immer genau dann die Außenbeleuchtung an, wenn man schon durch die Pfütze im wilden Garten ohne befestigten Weg durch war…, auf dem letzten Meter zum Haus konnte man dann schon die permanente Mundatmung beginnen, denn die Dame trocknete die benutzten Windeln immer auf der Heizung…
Eine andere stellte vollurinierte Einweckgläser im Garten unter fast jeden Baum, eine Erklärung blieb sie mir für immer schuldig… diese Frau hatte übrigens ihre Nachbarin und Kartenspielpartnerin durch die über ihre jeweiligen Grundstücke gebaute Autobahn verloren, einfach rechts ein Stück Garten abgezwackt und links ein Ersatzstück drangegeben, Autobahn gebaut und die Besuche waren Geschichte. Nicht ganz, denn als die Damen noch rüstiger waren, sind sie noch drüber geflitzt!!
Bockige, weil eingefrorene Schlösser von Gartentoren haben ja meist nur den Frühdienst erwischt, eine in (dunklen) Winterzeiten nicht ganz ungefährliche Sache, dann übern Zaun zu klettern, ein eifriger Nachbar hat da mal eine Kollegin auf frischer Tat gestellt…
Mir musste eine Omi aus dem 1.Stock (hochpaterre) einen Stuhl rausreichen, weil ihre garstige Schwiegertochter sie eingeschlossen hatte. Bei meiner Landung auf der Innenseite (so nett kopfüber) schleckte mich erstmal der begeisterte Hund ab.
Brot beim Lieblingsbäcker kaufen, Zeitung mitbringen, Vibrator besorgen (wirklich!), immer nett sein, zuhören, Lieblingstasse merken, kleine und große Macken berücksichtigen…. ich hab es gern gemacht und so lange, wie ich es konnte…
Heute ist es noch schwieriger geworden – ich bewundere die Jungs und Mädels und gewähre den oft gut erkennbaren „Schwestern-Autos“ schon mal Vorfahrt, denn jede Minute, die sie so sparen, kommt vielleicht einem Pflegebedürftigen zugute…