„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts- leben muss man es vorwärts“
Alter Spruch. Gefällt mir.
Ich hab mir die Frage gestellt: „Wann sind unsere schönsten Jahre?“ Das „uns“ meine ich nicht bezogen auf dich oder mich und den jeweiligen Partner oder so, sondern unsere, meine? Wann sind, waren oder kommen die (ganz eigenen) schönsten Jahre?
Kann man das überhaupt so sagen?
Merkt man es in dem Augenblick?
Oder muss man tatsächlich erst auf die Betrachtung rückwärts warten, wertschätzt man es erst am Ende?
Dieser Gedanke beschäftigt mich eigentlich immer. Daher liest man hier auch oft „wir haben es gut“, „uns geht es gut“. Obwohl ich kurz vorher von Problemen, Hängepartien, beruflichem Ärger oder Stress oder gar Krankheiten berichte.
Irgendwas ist immer und man darf dabei das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren.
Das „Jetzt“ ist entscheidend, wieviel „Morgen“ wir noch haben, wissen wir nicht.
In meinem Leben ging es recht durcheinander zu und selten war alles gleichzeitig optimal. Es waren schöne Jahre, verliebt, frisch Eltern, der Dämpfer kam später. Aber auch das war toll, wenn auch mühsam, mich daraus zu befreien, zu wachsen, ein frech-flottes Duo mit dem Sohn zu sein, schöne Wohnung, glücklich trotz klammer Kasse. Ein bissel was nachgeholt, gewildert, ausgegangen, Spaß gehabt. Partnerschaftsversuche, Herzen gebrochen (sorry) aber auch selbst Blessuren geholt. Alles richtig machen wollen; vernünftigen Mann, mit ihm Haus gebaut-> langweilig! Flucht, WG mit großem Sohn, festen Liebhaber, Auto-Traum erfüllt, Job hat lange großen Spaß gemacht.
Dann wurde Job wegen Unzufriedenheit Dauerbaustelle, Pirat kam in mein Leben. Glücklich, das Herz hat seinen Platz gefunden. Turbulente Jahre, Wohnsituation war eigentlich sehr schön, wurde aber immer enger. Nicht zu vergessen; „Kind“ war -auch mit zwischenzeitlichem gesundheitlichen Dämpfer- gut unterwegs und inzwischen ausgewildert. Dauerbrenner Job, immer erst zufrieden, wieder Etappe geschafft, dann Laden durchschaut und weg. Mehrmals. Noch nicht angekommen, aber an sich zufrieden.
Umgezogen, zu Hause mit Pirat, angekommen. Sohn macht sein Ding, alles gut. Katzen“kind“. Mutti flott. Auch das wird sich mal ändern, das wissen wir alle. Wenn der normale Gang der Dinge eingehalten wird, ist Mutti eines Tages fort.
Wie wird das sein?
Überhaupt: irgendwann fängt man an, seine Menschen zu verlieren. Wen, wann, wen zuerst, wer geht, wer bleibt?
Was macht das mit der Endbewertung?
Es ist mir auch bewusst, dass sich mit jedem Tag etwas ändern kann. Allein mich, viele Kilometer pro Woche im Auto unterwegs, wollte schon so mancher aufrauchen, manchmal schreibe ich darüber. Das Glücksschwein hat immer zu tun.
Die Gedanken sind nicht neu für mich und ich habe sie schon einmal hier hinterlegt.
Es ist schön, das so sagen zu können und das kann ich alle Jahre mal auffrischen und bestätigen.
Mein liebes Leben – schön, dass du da warst! Und noch bist!
Mit 40 gedacht und mit 51 bestätigt.
Ich bin immer noch gespannt, froh und auch stolz, wie es bisher gelaufen ist. Bleib doch noch ein bissel, mein liebes Leben. Wir haben das bis hierher doch ganz gut gewuppt.
Nun nicht mehr Halbzeit, aber ich bin in meiner Mitte. So ziemlich.