Sport ist Mord.
Hab ich schon immer als Ausrede benutzt, wenn ich jetzt auch ein ganz anderes Verhältnis zum Sport habe.
Aber mich beängstigt der Leistungsdruck, der auf die weltbesten Sportler ausgeübt wird.
Es gibt ja genügend Beispiele, wo auch zu unerlaubten Mitteln gegriffen wird. Das ist aber ein anderes Thema.
Höher, schneller, besser…. gefährlicher!
Am Tag der Eröffnungsfeier hat ein tödlicher Rodel-Unfall die Welt schockiert. Der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili verlor am Freitag in der Thunderbird- Kurve die Kontrolle über seinen Schlitten und prallte mit Hinterkopf und Rücken gegen einen dicken Stahlträger. Rettungskräfte vor Ort begannen sofort mit Reanimierungsmaßnahmen, doch der Aufprall bei über 140 Stundenkilometer war einfach zu schwer. Nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erlag der erst 21-jährige Kumaritaschwili seinen Verletzungen.
Kann ein 21jähriger, von seinem Land zur Olympiade delegierter Junge selbst entscheiden, ob er da runter will? Glaub ich nicht. Ich bin gespannt, wie das weiter geht.
Zieht man dafür seinen Sohn groß? Verzichtet als Eltern auf eigene Bedürfnisse, um das Kind zu fördern? Opfert ein Kind dafür große Teile seiner Kindheit und Freizeit?
Ist das nicht schon wie Krieg? Man weiß nie, ob der Soldat wieder heimkehrt?
Wenige Minuten vor dem Unfall des Georgiers war auch Top-Favorit Armin Zöggeler (Italien) im Abschlusstraining böse gestürzt. Bereits am Donnerstag kam die Rumänin Violeta Stramaturaru bei ihrem Trainingslauf auf der Hochgeschwindigkeitsbahn zu Fall und war für kurze Zeit bewusstlos.
Ist das noch normal?
Muss es die schnellste Bahn der Welt sein?? Protz, protz?
Die erste Rodel-Entscheidung der Spiele beginnt wie geplant am Samstag mit den Läufen eins und zwei im Herren-Einsitzer. Dies entschied der Weltverband FIL am Freitagabend.
Mal sehen, wieviel Prozent lebendig und unversehrt unten ankommen…… am Ende der schnellsten Eisrodel-Bahn der Welt!
Ist das noch der olympische Gedanke?
Nachtrag:
Ich wollte mit Absicht kein Unfall-Video oder reißerische Fotos hier einstellen. Aber ich möchte diesem jungen Mann doch gern auch hier ein Gesicht geben. Vielleicht geht es mir so nah ( und regt mich nachhaltig auf > ehrgeizige Konstrukteure und Veranstalter kreiren Statussymbole und die Sportler tragen das Risiko), weil er im selben Jahr wie mein Sohn geboren ist…. es ist nicht „richtig“, wenn auf einem Grabstein 1988-2010 steht, aber umso schlimmer, wenn es (nach den vorangegangenen Stürzen) vorhersehbar und vermeidbar war.
25.11.1988 – 12.02.2010
Aber selbst jetzt regen sich gewisse Nationen über die Verkürzung der Strecke auf, weil angeblich andere Sportler davon profitieren…..
Und nun noch einmal die Frage: ist das noch der olympische Gedanke…?