Ja, wenn ich in den Stunden, die ich so rumfahre, bloggen könnte, dann wäre hier viel los.
Heute waren es ca. 560 Kilometer. Und was für eine blöde Tour, also der eine Termin in Ordnung, das könnte sich gelohnt haben. Der andere abgesagt, das ist dann bei den Entfernungen richtig blöd. Normal bleibe ich ja auch eine Nacht und mache in der Gegend am nächsten Tag weiter. Aber wegen Ostern fehlt diese Woche ein Arbeitstag und nächste Woche auch. Also musste ich zurück, die Kundschaft ruft…aus einer anderen Ecke. Also kein Hotel- Bericht, keine Reisebegleiter…. sondern ab nach Hause!
So hatte ich viel Zeit zum Denken.
Und wenn ich dann so denke, ich könnte ja jemanden anrufen, dann macht sofort mein schlechtes Gewissen „Plong“. Aber gleich kommt wieder Protest. Warum sollte ich auch? Immer wenn ich mein Ohr mal freundlich ranhalten will, weil viel mehr kann ich aus Zeitgründen auch gar nicht leisten, werde ich erstmal böse angeschnauzt. Natürlich nicht sofort, sonst würde es der Person wahrscheinlich auch mal selbst auffallen. Sondern erst ein freundliches „Hallo“, dann zum Thema „es hilft ihr ja keiner“. Damit werde ich schon mal in die Rechtfertigungsecke geschoben. Denn nicht alles kann man auf mangelnde Zeit schieben, sondern in dem Fall auf mangelnde … Zuwendung, Kümmern, Interessieren, Teilhaben, Sorgen, Fürsorge…. Liebe eben….aber eben Jahrzehnte vorher. Das ist die Geschichte vom Säen und Ernten.
Die das nicht verstehende Person ist nur indirekt betroffen, kennt nur die letzten beiden Jahrzehnte (von fast 5) der Geschichte und ist damit nicht ins Bild gerückt. Maßt sich aber an, mich anschnauzen zu dürfen.
„Es muss auch mal gut sein!“ keift sagt sie.
Finde ich auch. Ich kann ihr die Vorgeschichte nicht erklären, ich hab es versucht, es kommt nicht an. So bleibt uns nur Akzeptanz. Ich akzeptiere, dass sie nicht versteht. Aber dann muss sie auch akzeptieren, dass ich keinen „alles-ist-gut“- Stempel auf alles drücken kann. Ich hab mein Heil in Flucht und Abstand gefunden, es gab später sogar eine gute Zeit der Annäherung. Das war noch unsere beste Zeit, von meinem Vater und mir. Und das ist auch alles, was sie gesehen hat. Leider war er da schon lange auf dem vernichtenden Weg der Demenz unterwegs und jede versöhnliche Aufarbeitung nicht mehr möglich.
Trotzdem war diese Zeit für mich heilsam und tröstlich. Ich konnte für mich sogar einen Strich ziehen, es abhaken.
Neuerdings bindet sie in ihre negative Ansprache auch noch meinen Sohn ein, der überhaupt keinen Opa hatte. Nichts haben die beiden jemals zusammen unternommen oder erlebt. Er tauchte an Geburtstag und Weihnachten auf, meistens. Mit einem Geschenk, was ich besorgt habe. Über das sich gefreut wurde. Aber eine Beziehung ist dabei nicht entstanden. Späte Versuche (ja, die hat sie forciert und die gab es dann) haben diese Lücke nicht gefüllt. Also wenn man so will eine Wiederholung.
Das ist hier kein Vorwurf, es war halt so, nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Unfähigkeit.
Und nun ist es so, ich würde gern Empathie zeigen, das schlechte Gewissen sagt „Plong“ , ich höre drauf und dann stehe ich immer mit solch einer Ansprache da.
Um mir das allzu oft anzutun reicht meine Kraft einfach nicht. Ich bin da wirklich leer und erschöpft. Und was ich dann noch mobilisieren kann teile ich lieber mit meinen Lieben.
Ihm gegenüber bin ich versöhnlich eingestellt, ich glaube aber nicht, dass er mich vermisst. Meinen Sohn hat er schon seit Jahren nicht mehr erkannt („wer ist das denn?“ …sehr schmerzlich). Also macht sie mehr kaputt als das Gekeife hilft. Denn ich würde schon gern mal nach ihm gucken…
Schlage eigentlich nur ich mich mit sowas rum? Kann ich mir gar nicht vorstellen…